Das Denkmal-Hospiz Oświęcim geht auf eine Initiative des Auschwitz-Häftlings August Kowalczyk zurück. Kowalczyk wurde als 19-jähriger im Dezember 1940 interniert. Im Juni 1942 gelang ihm mit Hilfe der Einwohner von Oświęcim die Flucht. Mit seiner Initiative zur Hospizgründung dankt er der Stadt und ihren Einwohnern für diese Hilfe.
Das Hospiz bietet Platz für 20 Bewohner*innen und ist in der Nähe des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz. Es wurde am 21. Juni 2012 von Bundesminister Bahr und seinem polnischen Amtskollegen Bartosz Arlukowicz im Beisein von Regierungsvertretern Polens, Deutschlands, Japans, Italiens und der Schweiz feierlich eröffnet.
In seiner Ansprache wandte sich Bundesminister Bahr direkt an August Kowalczyk und dankte ihm für seinen Beitrag zur polnisch-deutschen Aussöhnung. „Das Hospiz ist mehr als ein Denkmal“, betonte der Minister, „es ist ein Zeichen der Achtung für das Leben an diesem Ort, der so sehr mit Tod und Vernichtung verbunden ist. Es freut mich besonders, dass dieses gemeinsame Projekt Menschen am Ende ihres Lebensweges zugute kommt.“
Die Zusammenarbeit zwischen dem Hospiz in Oświęcim und dem Berliner Lazarus-Hospiz zeigte sich unter anderem in Schulungen, die Lydia Röder gab, um Strukturen für die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen mit zu entwickeln. Es waren bisher fünf Schulungen, in denen es um Selbstwahrnehmung und Selbstreflektion, Sensibilisierung für die Situationen und Gefühle anderer Menschen, um das Üben einfühlsamer Kommunikation (verbal und nonverbal) sowie das Erkennen und Respektieren der eigenen Grenzen und der Grenzen anderer Menschen ging. Insgesamt wurden bisher 40 Ehrenamtliche und 20 Pflegende geschult.
Neben den Schulungen gab es Begegnungen zwischen deutschen und polnischen ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen in Berlin und Oświęcim. Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin aus Berlin schreibt nach einer solchen Begegnung: „Für mich wurde erst vor Ort deutlich, dass hier nicht nur das ehemalige KZ Auschwitz liegt, sondern dass Oświęcim eine ganz normale Stadt ist, mit 40 000 Einwohnern und einem Bahnhof und Zügen wie überall. Jedoch hat diese Infrastruktur aufgrund der besonderen Geschichte nochmal eine ganz andere Dimension, die man nicht ignorieren kann. Das Grauen, das sich mit Auschwitz verbindet, ist stets gegenwärtig. Und trotzdem ist Oświęcim ein Ort der Hoffnung, ein Ort, an dem Menschen leben, arbeiten und nun ein Hospiz haben.“